Name:
Olaf Hoppel

Besondere Merkmale:
Hat die längsten Hasenohren der Welt, gebärdet

Hobbys:
Skateboard fahren, an Fingeralphabet-Buchstabier-Wettbewerben teilnehmen, Freunde treffen, in der Natur unterwegs sein, ins Kino gehen

Lieblingsspeisen:
Karotteneis, Petersilienwurzel-Pizza, Sellerie-Shake, Apfel-Lollis

Julia: Olaf, ich freue mich sehr, dass du heute mein Interview-Gast bist. Viele Kinder kennen dich, du bist bekannt dafür, dass du die längsten Hasenohren der Welt hast. Aber auch, weil du eine ganz besondere Sprache verwendest.

Olaf: Ja, ich verständige mich in der Gebärdensprache!

Julia: Was ist die Gebärdensprache?

Olaf: Die Gebärdensprache ist eine vollwertige und anerkannte Sprache, genau wie z. B. Deutsch, Englisch oder Russisch. In der Gebärdensprache gibt es eine eigene Grammatik. In der Lautsprache sagt man zum Beispiel: Wann gehen wir schwimmen? In Gebärdensprache gebärden wir: Wir schwimmen gehen wann? Die Gebärdensprache wird mit Händen, Mimik und Körper ausgedrückt.

Julia: Wer hat die Gebärdensprache erfunden?

Olaf: Erfunden hat unsere Sprache niemand, auch Deutsch hat niemand erfunden! Sprachen sind lebendig und entwickeln sich von selbst.

Julia: Ist die Gebärdensprache auf der ganzen Welt gleich?

Olaf: Gebärdensprachen sind von Land zu Land unterschiedlich, es gibt auch unterschiedliche Dialekte.

Julia: Wer hat dir die Gebärdensprache beigebracht?

Olaf: Meine Eltern! Sie haben schon als Baby mit mir gebärdet. Auch im Kindergarten war ich mit Hasen zusammen, die gebärden konnten. Ich habe das Gebärden genauso unbewusst gelernt wie du das Sprechen.

Julia: Hast du Tipps für uns, wie man Gehörlose am besten „ansprechen“ kann?

Olaf: Na klar! Wenn du möchtest, dass ich zu dir hinsehe, dann kannst du mit dem Arm winken. Oder auf den Tisch klopfen oder auf den Boden stampfen – dann kann ich die Vibration spüren. Du kannst mich aber auch am Arm oder an der Schulter berühren. Oder einfach das Licht ein- und ausschalten.
Wenn du dann mit mir sprichst, rede bitte ganz normal, ohne zu schreien oder zu flüstern. Du brauchst auch nicht langsamer sprechen oder große Pausen dazwischen machen. Verwende kurze Sätze, und am besten sprichst du Hochdeutsch. Wichtig ist, dass du dir nichts vor den Mund hältst.

Julia: Und wenn das nicht klappt?

Olaf: Wenn das nicht gut funktioniert, dann kannst du mir deine Nachricht auch auf einen Zettel schreiben. Und ich schreibe dir zurück. Am liebsten ist es mir aber, wenn du mit mir gebärdest!

Julia: Kannst du uns erklären, wie man als Gehörloser den Wecker oder das Klingeln an der Tür „hören“ kann?

Olaf: Fürs Aufwecken in der Früh habe ich einen Blitzlichtwecker. Statt eines Tons oder einer Melodie fängt der Wecker zu blitzen an – wie in der Hasendisco! Es gibt aber auch eine Armbanduhr, die zu vibrieren beginnt, oder ein Vibrationskissen, das man sich unter den Kopfpolster legen kann.

Wenn jemand klingelt, bekomme ich ein Blitzlichtsignal über meine Lichtsignalanlage. Anhand einer Zeichnung auf dem Gerät und dem Lämpchen, das daneben aufleuchtet, kann ich sogar erkennen, wer etwas von mir will. Steht jemand vor der Tür, weint ein Baby oder ist der Rauchmelder losgegangen?

Julia: Sag mal, wie kannst du telefonieren?

Olaf: Na, mit dem Smartphone, genau wie du. Nur halte ich mir das Handy nicht ans Ohr, sondern ich halte es vor mich hin, damit der Anrufer mich sieht und ich in die Kamera am Handy gebärden kann. Das geht ganz einfach und ist eine großartige Möglichkeit für uns Gebärdensprachler, mit anderen zu kommunizieren.

Julia: Ich kenne die Begriffe: taub, taubstumm, gehörlos, hörbehindert, hörbeeinträchtigt, …. bedeuten sie alle das Gleiche?

Olaf: Die richtige Bezeichnung für jemanden, der nicht hören kann, ist gehörlos oder taub. Noch schöner finde ich es aber, mich als Gebärdensprachler zu bezeichnen.

Taubstumm ist überhaupt ein falscher Begriff, der leider immer noch sehr verbreitet ist. Wir haben alle eine Stimme und sind nicht stumm! Wir sprechen anders, weil wir unsere Stimme selbst nicht hören und kontrollieren können – aber stumm sind wir ganz sicher nicht!

Hörbehindert mag ich auch nicht, weil da das Wort „behindert“ drinnen steckt. Und den Ausdruck „hörbeeinträchtigt“ verwendet man eher für schwerhörige Hasen – entschuldige, in deinem Fall natürlich für Menschen.

Julia: Kann man zur Gebärdensprache auch Zeichensprache sagen?

Olaf: Nein! Sie heißt GEBÄRDENSPRACHE! Das ist die richtige Bezeichnung in Deutsch! In der Gebärdensprache wird mit den Händen gebärdet!
Wenn man Zeichensprache sagt, was macht man dann mit den Händen? Zeichen deuten oder gar zeichnen?

Julia: Du verwendest aber nicht nur die Gebärdensprache, um dich zu unterhalten, sondern manchmal schreibst du auch einzelne Wörter in die Luft. Was machst du da?

Olaf: Das ist das Fingeralphabet! Das heißt, ich kann mit einer Hand alle Buchstaben von A bis Z in die Luft schreiben.

Julia: Warum ist das notwendig?

Olaf: Wenn ich mich jemandem vorstelle, der auch gebärden kann, dann buchstabiere ich damit meinen Namen in die Luft. Mein Gegenüber kann das lesen und verstehen. Ich brauche keinen Zettel, um meinen Namen draufzuschreiben. Ich verwende das Fingeralphabet auch, wenn ich ein neues Wort verwende, wofür ich die Gebärde noch nicht kenne. Oder auch, wenn ich eine Ortschaft besuche, für die ich die Gebärde nicht weiß. Das Fingeralphabet kommt dann zum Einsatz, wenn ich die Gebärde dafür nicht kenne. Und wenn ich mit meinen Freunden einen Buchstabier-Wettbewerb abhalte!

olaf-gbds

Olaf

willi-gbds

Willi

leni-gbds

Leni

agnes-gbds

Agnes

Julia: Dürfen Menschen oder Hasen, die nichts hören, mit dem Auto fahren?

Olaf: Klaro! Das war zwar nicht immer so, aber mittlerweile erkennen die Behörden an, dass wir genauso gut Autofahren können wie Hörende.

Julia: Aber wie kannst du ein Einsatzfahrzeug „hören“?

Olaf: Ich kann es nicht hören, aber sehen!! Durch die Rück- und Seitenspiegel!

Julia: Ah, ja klar. Aber sag mal, Olaf, wie kannst du dir Essen in einem Lokal bestellen?

Olaf: Wie machst du es denn, wenn du zum Beispiel in Finnland auf Urlaub bist? Wenn du die Sprache verstehst, dann kannst du einfach auf die Zeile in der Speisekarte zeigen. Wenn du die Karte allerdings nicht lesen kannst …

Julia: … dann versuche ich, mich mit Händen und Füßen zu verständigen.

Olaf: Genau das mache ich auch!

Julia: Was machst du denn gerne in deiner Freizeit?

Olaf: Ich habe viele Hobbys, unter anderem gehe ich sehr gerne ins Kino!

Julia: Aber du kannst doch nicht hören, was im Film gesprochen wird.

Olaf: Das stimmt. Daher ist es für uns ganz wichtig, dass wir Filme MIT UNTERTITELN zur Auswahl haben. So können wir den Inhalt mitlesen.
Und ich gehe auch sehr gerne mit meinen Freunden tanzen.

Julia: Tanzen?

Olaf: Ja, ich liebe Tanzen! Wenn der Bass der Musik laut genug ist, dann überträgt sich die Schwingung der Musik auf meinen Körper und ich kann die Musik FÜHLEN! Ein herrliches Gefühl!

Julia: Gibt’s auch irgendetwas, dass dich traurig macht?

Olaf: Hmmm, da muss ich nachdenken. Ich bin traurig, wenn ich von einer Gesellschaft ausgeschlossen bin, weil niemand gebärden kann oder keiner sich die Mühe macht, mit mir ein Gespräch zu führen.
Ich werde auch traurig, wenn Hörende mich auslachen, weil ich Gebärden verwende oder weil meine Stimme anders klingt.
Ich lache nämlich Hörende auch nicht aus, die Gebärdensprache lernen wollen und sich dabei noch schwertun.

Julia: Und worauf bist du stolz?

Olaf: Ich bin sehr stolz darauf, ein Teil der Gebärdensprachgemeinschaft zu sein! Ich liebe meine Sprache, mit der ich ALLES ausdrücken kann, und ich bin irre stolz auf die vielen tollen gehörlosen Menschen, die ich kenne und die viele coole Sachen vollbringen. Ein paar Beispiele:

Bekannte Gehörlose

  • Helene Jarmer, ehemalige österreichische Politikerin
  • Susanne Kermer, deutsche Liedinterpretin in Gebärdensprache
  • Kassandra Wedel, deutsche Hip-Hop-Tänzerin, Schauspielerin
  • Signmark, finnischer Rapper
  • Olaf Hassel, norwegischer Astronom
  • John Warcup Cornforth, australischer Chemiker, Nobelpreis für Chemie (mit einem Kollegen)
  • Robert Weitbrecht, amerikanischer Astronom und Elektrotechniker, Erfinder des Schreibtelefons
  • Marlee Matlin, amerikanische Schauspielerin, Oscar für „Gottes vergessene Kinder“
  • Emmanuelle Laborit, französische Schauspielerin, „Jenseits der Stille“
  • David Ludwig Bloch, deutscher Maler
  • Thomas Alva Edison, schwerhörig, Erfinder der Glühbirne und Schreibmaschine

Julia: Wow, das sind ja wirklich jede Menge beeindruckende Vorbilder!

Olaf, vielen Dank für dieses besondere Interview! Ich habe sehr viel dazugelernt. Gibt’s noch etwas, was du loswerden willst?

Olaf: Ja, LERNT GEBÄRDENSPRACHE!
Es ist toll, wenn man sich durch die Fensterscheiben einer U-Bahn problemlos miteinander unterhalten kann.
Es ist großartig, um sich im Unterricht mal schnell etwas „zuzuflüstern“.
Es ist eine wunderbare Übung, um sein Gehirn fit zu halten.
Es ist MEINE Sprache! Die Gebärdensprache!!

Wollen wir uns treffen?

Ich besuche euch gerne in eurer Schule.

Dann erzählt euch Julia von mir und einer meiner Geschichten mit dem Titel „Olaf Hoppel und die Geheimsprache“. Ihr könnt erfahren, wie das so ist mit der Gebärdensprache und dem Nix-Hören-Können. Wir können das Lippenablesen ausprobieren und zeigen euch, wie man gehörlose Menschen am besten ansprechen kann. Ich weiß, dass ihr das Fingeralphabet ganz schnell lernen werdet, und wenn die Stunde rum ist, können wir uns ein paar „geheime Informationen“ zugebärden!

Wenn ihr lieber etwas zum Thema aktive Mobilität und Sicherheit im Straßenverkehr erfahren wollt, dann wird euch Julia eine andere Geschichte von mir, und zwar „Olaf Hoppel zu Fuß unterwegs“, erzählen. Ich liebe es, zu Fuß unterwegs zu sein, und ich kenne mich richtig gut mit Verkehrszeichen und Straßenverkehrsregeln aus!! Ich finde es toll, dass Polizisten den Verkehr mit Handzeichen regeln können – das ist nämlich meiner Gebärdensprache sehr ähnlich. Und da ich den Verkehr nicht hören kann, muss ich umso besser aufpassen. Macht ihr das auch?

Wollen wir uns Treffen?

Ich besuche euch gerne in eurer Schule.

Dann erzählt euch Julia meine Geschichte „Olaf Hoppel und die Geheimsprache“. Ihr könnt erfahren, wie das so ist, mit der Gebärdensprache und dem nix hören können. Wir können das Lippen ablesen ausprobieren und zeigen euch, wie man gehörlose Menschen am besten ansprechen kann. Ich weiß, dass ihr das Fingeralphabet ganz schnell lernen werdet und wenn die Stunde rum ist, können wir uns ein paar „geheime Informationen“ zugebärden!

Wenn ihr lieber etwas zum Thema sanfte Mobilität und Verkehrserziehung erfahren wollt, dann wird euch Julia meine Geschichte „Olaf Hoppel zu Fuß unterwegs“ erzählen. Ich liebe es zu Fuß unterwegs zu sein, und ich kenne mich richtig gut mit Verkehrszeichen und Straßenverkehrsregeln aus!! Ich finde es toll, dass Polizisten den Verkehr mit Handzeichen regeln können – das ist nämlich meiner Gebärdensprache sehr ähnlich. Und da ich den Verkehr nicht hören kann, muss ich umso besser schauen. Macht ihr das auch?

Buch und Workshops mit mir

Work
Shop

Olaf Hoppel und
die Geheimsprache

Lesung und Workshop I
1. bis 4. Schulstufe

Olaf Hoppel zu
Fuß unterwegs

Lesung und Workshop III
1. bis 4. Schulstufe